(…)
Aus einer Pappschachtel nimmt Karl ein Zahnrädchen und legt es zu einer kleinen Feder.
„Mein Piercing!“ Nicole schiebt ihr T-Shirt hoch. „Hab gar nicht gemerkt, dass es fehlt.“
„Es wird ein bisschen anders. Du darfst gespannt sein.“ Karl greift die Feder mit dem Werkzeug. Nicole schaut ihm zu.
Im Bauchnabel-Piercing sind einige Steinchen herausgefallen. Keine Ahnung, wo die jetzt hin sind. In diese Lücke lötet Karl das Federchen und das Zahnrad an. Zum Abschluss nimmt er einen Pinsel und putzt einmal darüber. „Fertig!“
„Schei …, ich meine, fantastisch. Du hast was total Neues daraus gemacht. Echt cool. Noch schöner als das alte. Darf ich?“ Sie nimmt das Schmuckstück und sieht es sich ganz genau an. Ihre knallblauen Augen leuchten und er fühlt Wärme in seinem Herzen brodeln.
Karl steht auf dem Bahnhof. Die Sonne scheint ihm ins Gesicht, er kneift die Augen zusammen. Er meint noch, das Vibrieren der Schienen zu hören.
Nicole ist weg.
Er lächelt, als er an den Abschied denkt.
Ein schneller Kuss, sie stieg ein. Die Türen klappten zu, ein Pfiff und der Zug fuhr los. Karl war noch neben ihm hergelaufen. Nicole hatte den Mund an das Glas der Tür gelegt und etwas gesagt. Er konnte ihre Worte nicht verstehen.
Aber er ist sich ganz sicher, dass sie „Wir sehen uns in Paris!“ heißen.
Ein Entwurf. Auszug 5. Kapitel, Beate Rautenstrauch
Kommentare
Eine Antwort zu „Leseprobe: Wir sehen uns in Paris“
Liebe Beate, da sind ja ganz viele Gefühle drin; ein bisschen frech und anders. Paris, Paris, die Stadt der Liebe. Ich freue mich auf Karl und Nicoles Reise.